Lass die Kirche nicht im Dorf

Vor kurzem kam mir die Idee, eine Rosette auf die Vorderseite einer Karte zu setzen. Rosetten sind spannende architektonische Elemente: Als nicht öffenbare Fenster stehen sie an der Grenze zwischen Kirchenraum und Welt. Aber sie sprechen mehr nach innen als nach außen: Licht fällt herein, färbt sich bunt, erzählt den Menschen im Inneren etwas. Was sollte auf meiner Karte zum Betrachter und der Betrachterin sprechen? Eine Collage aus Bildern.

Collage mithilfe von Masken in Photoshop.
Hier eine Variante, die es nicht bis in den Druck geschafft hat.

Ich probierte verschiedene Themen und Farben aus: Blut und Feuer war eine erste Variante, aber am Ende sagte er mir weder ästhetisch noch mit Blick auf die Botschaft zu. Also spielte ich mit einigen Stadtansichten von Unsplash. Auch Fotos von Einkaufscentern mit ihren vielen grellen Lichtern und glänzenden Oberflächen machten sich sehr gut. Bei genauem Hinsehen erkennt man in manchen Ausschnitten der Rosette die Motive. Mir war vor allem der Gesamteindruck wichtig: Die Welt, die da hereinleuchtet, ist eine Schöne, obwohl oder weil sie fast gänzlich von Menschen gemacht ist.

Laserdrucker vs. Tintenstrahldrucker. Ein wenig habe ich auch noch die Bildausschnitte verändert, aber der Tintenstrahldrucker produziert in dem Fall trotzdem deutlich schlechtere Ergebnisse.

“Lass die Kirche nicht im Dorf.”, habe ich darunter geschrieben – ohne Rufzeichen, auch wenn es eine Aufforderung ist. Die Karte sollte keinen Befehlscharakter haben, und der Punkt am Schluss lenkt den Tonfall eher in Richtung Feststellung. Wer die Kirche nicht im traditionell katholischen Dorf lässt, bringt sie vielleicht in die moderne Glaubenswüste der Megacity.

Die zwei finalen Varianten, eine im transparenten Kuvert.

Ich bin ein Fan von anlassbezogenen Grußkarten. Wann könnte man diese Karte jemandem schenken? Zum Dienstantritt in der Kirche, würde ich sagen.

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